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An Gilles H., 18. Februar 2006, Davis, California

Hoi Gilles, irgendwie ist die Kommunikation zwischen uns zusammen gebrochen oder vielleicht eher eingeschlafen oder zusammen gesackt? Eine Weile war ich ganz besorgt, wie's dir wohl geht, denn wenn du schweigst, ist's immer eher ein schlechtes Zeichen. Claudia hat mich diesbezüglich anfang Woche einigermassen beruhigt: viel um die Ohren, krank und so hat sie gesagt, und es klang ganz einleuchtend. Heute hab ich dann plötzlich ein schlechtes Gewissen gekriegt, weil ich dir doch alle zwei Tage schreiben und nach Möglichkeit etwas schicken sollte! Oje! Autoritätskomplex ... Du bist gar nicht krank oder überarbeitet, sondern du bist ungeduldig und zornig, weil ich ... oje! Oje! Du merkst schon: ich schreibe nicht für die Welt, sondern zu allererst für mich ... auf dass ich innerlich endlich ein freier Mensch werde ... seufz, stöhn, strahl! :-)

Also, Mensch. ich weiss, ich bin schon ein etwas schwieriger Fall, aber lege

deinen Zorn beiseite und glaube mir, dass ich

1. oft an dich gedacht und

2. auch was gemacht

habe und dass ich

3. nach wie vor auf deine redaktionelle Unterstützung hoffe.

Wenn du nicht kannst (du hast ja wirklich reichlich zu tun), dann muss sonst

wer her, denn allein - o nein! Allein geht's wirklich nicht.

Ich habe dir das letzte Mal ein Gespräch mit Sokrates und einen daran

anschliessenden Dialog zum Thema blockierte Gespräche geschickt. Die Sache

mit dem Dialog hat mir danach nicht mehr gefallen und ich habe versucht, das

Thema in einem "normalen" Ich-Text zu beschreiben. Dazu gibt's ein oder zwei

Fragmente, die aber irgendwie noch nichts rechtes sind. Lustvoller war

dagegen das Schreiben von zwei oder drei Texten, die nichts mit dem

bisherigen zu tun haben, jedenfalls nicht in sichtbarer Weise. Irgendwie bin

ich innerlich wieder ein Stück von dem Konzept, das ich dir vor ca. 6 Wochen

geschickt habe, abgekommen. Ich kann einfach nicht so systematisch schreiben

(oder ich will es nicht). Vielleicht lassen sich die Einzelteile am Ende ja

doch in eine übergreifende Struktur einbauen. Das war ja glaube ich auch die

Ermutigung, die du mir irgendwann mal gemailt hast. Nun, sei dem wie dem

wolle. Ein paar neue Einzelteile gibt's also, aber dem Konzept bin ich

bisher noch nicht wirklich gefolgt. Ich brauche vermutlich auch dazu Hilfe,

d.h. nach einer ersten Sichtung des Materials klare Aufträge: Schreib zu

diesem Punkt und zu diesem ...

Sodele. Jetzt genug des Geschreib,s. Ich bin reif für's Bett. Wollte mich

nur wieder mal melden, denn ... Mensch, ja, ich brauch dich wirklich und

vergessen hab ich dich auch nicht ...! Und obwohl's mir wiedr etwas peinlich

ist sollte ich dir ja auch hie und da einen Text senden.

Was ich schicke ist (fast?) alles mit einem Dollarzeichen an erster Stelle

markiert. Das bedeutet: von mir aus vorläufig abgeschlossen oder doch

beinahe abgeschlossen. Kleinere Fragmente schicke ich nicht mit, da ich sie

immer wiedr vornehme und weiter bearbeite.

Morgen fahre ich für drei Tage nach San Franzisco und San Jose - FreundInnen

besuchen -, und am kommenden Mittwoch fahren Amie und ich in Richtung Oregon

ab. Von dort (genauer Portland) fliege ich am 28. Februar nach New York. Vom

9. bis 12.  März bin ich in Upstate New York bei Mariann und Bill (wo du

damals nicht warst ;-)) und vom 12. bis zum 18. bin ich in Boston. Am 19.

März um 09:55 treffe ich - wenn alles nach Plan geht, inshallah - in Basel

ein. Ende Reise ... Neue Reise? - Ich werde also nicht mehr so viel Zeit zum

Schreiben haben, doch bleibe ich dran.

So jetzt speichere ab, was ich dir geschickt habe, und dann schreib mal ein

Wort oder zwei, einfach so, weil i mi frei!

Ganz liebe Grüsse wie immer an Dich und Claudia und Nico,

Martin