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An Daniel C., 12. März 2003

Hallo Daniel, Dein Interesse freut mich sehr, macht mich aber zugleich auch verlegen. Du möchtest wissen, wer sich hinter diesem GAYNET Inserat "verbirgt". Da müsste ich mich jetzt also etwas näher vorstellen -, müsste Dir schreiben, wer ich bin ... nur eben: Wer bin ich denn. Wo fängt mann da an zu erzählen?

A propos. Ja. Sich erzählend näher kommen das ist für mich okay, denn letztlich suche ich ja einen Mann / Lover / Partner, mit dem ich auch und gut reden kann. Und wenn dieser potentielle Lover oder Partner dann "nur" ein guter Kumpel oder Freund wird ... das ist ja, wie Du sagst, auch nicht wenig!

Von mir zu erzählen finde ich schwierig, nicht weil es da nichts zu sagen gäbe. Es gibt eher zu viel zu sagen. Dass Du Dich als nachdenklich und gerne diskutierend bezeichnest gefällt mir, denn das bin ich sicher auch. Schreiben ... ja, das ist in den letzten Jahren beinahe zu meinem Beruf geworden. Nicht Romane und Geschichten, sondern Sachtexte. Ein paar Jahre lang habe ich relativ viele Artikel (zu pädagogischen Dingen) geschrieben, und die letzten Jahre habe ich an einer dicken (wissenschaftlichen) Biographie eines 1961 gestorbenen Pädagogen gearbeitet. Dieses teilweise vom Nationalfonds gesponserte Projekt geht jetzt Gott sei Dank dem Ende entgegen, denn so spannend die Sache war: Auch hier gilt: Zuviel davon (zuviel Geschichte, zuviel Auseinandersetzung mit längst verstorbenen Figuren, zuviel Bücher und Archive, zuviel pingelige Recherchiererei und zuviel mühsame Schreibarbeit vor meinem PC) ist ungesund!!! Ich freue mich deshalb sehr auf meinen Wiedereintritt in die Welt der Lebenden!

Ich bin 47 Jahre alt, das habe ich ja glaube ich in dem Inserat geschrieben. Ich wohne in Basel in einer Zweizimmerwohnung  in der Nähe des Rheins. Nähe, Zärtlichkeit und Geborgenheit ... ja, die fehlen - auch bei mir. Ich habe zwar viele wirklich gute Freunde (und Freundinnen), aber DER Freund fehlt. Irgendwie scheine ich in Sachen Liebe nicht so begabt - bin in dem Bereich entweder zu schüchtern oder zu romantisch kopflos - ich weiss nicht recht. Ich hatte bisher erst zwei wirkliche "Beziehungen" in meinem Leben - doch eben. Ich hatte. Das erste mal sagte der Andere nach relativ kurzer Zeit (9 Monate oder so), "Ich will nicht mehr". Das zweite Mal war ich der, der nach langer Zeit und viel Probieren und hoffen gesagt hat, "ich will nicht mehr". Jetzt bin ich also sogenannt "allein". Das macht mich natürlich manchmal sehr traurig und müde und die Sehnsucht nach einer liebevollen, spannenden und nahen "Beziehung" ist immer wieder sehr gross. Dann wieder bin ich ganz zufrieden mit dem Leben wie es ist, finde die Welt sehr schön und abenteuerlich und geniesse das Zusammensein mit meinen real existierenden Freunden und Freundinnen, meinen Brüdern und deren Familie, und ich geniesse alles, was das Leben schön und reich macht: Musik (a und p), Essen, Frühling, Bücher, Sonne, Reisen ...

Ja Reisen! Das ist so ein Thema für sich ... Vor anderthalb Jahren war ich zum ersten Mal in Afrika (Tanzania). Das war total eindrücklich und schön! Sonst war ich bis jetzt vor allem in Europa und den USA unterwegs. ...Unterwegs zu sein, das heisst für mich vor allem andere Menschen kennen zu lernen, zu sehen wie sie leben, was sie beschäftigt etc.. Ich habe zwar auch nichts gegen konventionelle Badeferien, aber alles in allem bin ich dafür vielleicht doch ein zu unruhiger, neugieriger Mensch.

Und Du? Wie steht es bei Dir mit Neugier und Reiselust, mit Liebesglück und Liebesfrust, Vernunft und Unvernunft? Was tust Du so in Deinem Leben arbeitsmässig und sonst? Was meinst Du damit, dass Du "eine Ahnung" von Schreiben und Musik hast?

Ich bin sehr neugierig mehr von Dir zu hören. Wenn auch Du von mir mehr und genaueres wissen willst, so frag mich einfach. Ich erzähle Dir gerne mehr! Jetzt aber ruft die Pflicht. Ich halte zwar meine Ohren zu, aber ich höre sie trotzdem rufen ... Brrr!

Herzliche Grüsse und hoffentlich bis bald wieder!

Martin