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Reisen, Musik und andere "Hobbies"

Hobbies - die ins Abseits gedrängten Leidenschaften und Freuden des auf seinen Beruf hin konzentrierten bürgerlichen Menschen - die Reste früherer Träume - die Energien, die ihn am Leben halten - die ungelebten Triebe seiner Zukunft ...

es gibt sie auch bei mir, die Stiefkinder meines Erwachsenendaseins, meine "Hobbies".

Musik
Reisen
Blindheit...

... das sind die grossen Hobbys. Daneben gibt's natürlich auch noch die kleinen, die, die einfach so dazu gehören, das Segeln und Wandern oder - früher mehr als heute - das Skifahren ...

Noch so ein Hobby. Martin zuoberst auf dem Mast - Bodensee 1983

Martin - Sohn der Alpen! Aufstieg zum Piz Palü

Musik

Mit dem Klavier und mit Peter und der Wolf hat's angefangen. Später kam die Klarinette und eine Sammlung von Ocarinas und anderen Flöten dazu.

Fiorenzo, Samadi und Martin

Eine "richtige", anerkannte Ausbildung zum Klarinettenlehrer habe ich auf halbem Weg abgebrochen, denn dafür mochte ich mein Akkordeon, das Klavier und die Flöten zu sehr. Auch all die Musikstile, die in der Ausbildung nicht platz hatten, wollte ich nicht einfach im Stich lassen: Jazz und Blues, World Music und originale, von EthnologInnen gesammelte Musik aus aller Welt ...

Musik ist ein Teil meines Lebens, und in Zeiten knapper Kassen hat sie mich auch schon ernährt, damals, als ich im Musikverein Riehen den Blockflötennachwuchs betreute oder als wir, die "Scaccias" mit italienischer Volksmusik durch die Lande tingelten, und ich meine defizitären Unternehmungen als Alternativschulpropagandist mit Piano Improvisationsunterricht quersubventionierte...

Wirklich "gut" bin ich leider auf keinem Instrument, dazu haben mir wohl schon immer die Ausdauer und vielleicht auch die richtige Art von Talent gefehlt. Die Ursprünge der Musik in den Tiefen unseres Menschseins, in den Emotionen, Nöten und Freuden, die unser Leben heute genau so bestimmen wie vor tausend und zehntausend Jahren - diese Ursprünge und die Wege, auf denen aus unserem Lachen und Seufzen, aus unserem Grunzen und Brummen, unserem Stönen und Schreien, dem Klatschen unserer Hände und dem Stampfen unserer Füsse, aus dem Pfeiffen des Windes, dem Singen eines Vogels, dem Geräusch eines Mörsers, dem Knarren einer Tür und dem Dröhnen einer Maschine "Musik" wird - das ist das, was mich an der Musik fasziniert. Deshalb habe ich auch keine "Lieblingsmusik". Jede Musik kann, wenn die Zeit stimmt, meine Lieblingsmusik sein - die unbestrittene Königin des Augenblicks!

Reisen

Zu meinen "Hobbies", meinen heimlichen Leidenschaften, gehört auch das Reisen! Reisen als Flucht, als Erneuerung, als Herausforderung, Reisen als Möglichkeit, die Welt nicht nur abstrakt zu kennen, als Katalog von Orten und regionalen Merkmalen, sondern als lebendige Vielfalt von Menschen, Gerüchen, Sitten und Klängen, als Reigen konkreter Begegnungen, gemeinsamen Lachens und Redens. Ja, das gefällt mir, und wenn sich die Tendenz der letzten Jahre fortsetzt, so wird Reisen vielleicht zu meinem neuen Beruf -, dies nicht zuletzt deshalb, weil das Interesse an den Erlebnissen des "blinden Reisenden" hierzulande weit grösser scheint als das Interesse an meinen pädagogischen und politischen Anliegen!

Blindheit

In gewissem Sinn gehört auch meine Blindheit zu meinen "Hobbies", denn sie gehört zu mir wie meine Reiselust und meine Freude an den Klängen verschiedener Sprachen und an den vielen musikalischen Ausdrukcsformen auf dieser Welt. Blind zu sein mag vielen zunächst als etwas lästiges und beschwerliches erscheinen, und natürlich stellt mich meine Blindheit immer wieder vor "Probleme", mit denen ich mich kaum auseinandersetzen müsste, wenn ich nicht blind wäre. Doch ist das, was wir gern "Problem" nennen und nach Möglichkeit zu vermeiden versuchen, in seinem Kern immer auch eine Herausforderung an uns, eine Forderung (und Gelegenheit) aus dem Haus unserer "normalen" Reaktionen und Denkmustern heraus zu treten und uns und die Situation, in der wir stecken, von aussen zu betrachten. Man kann über eine "Behinderung" wie über jeden anderen Lebensumstand fluchen und sich deshalb dauernd benachteiligt fühlen. Man kann die Sache aber tatsächlich auch amüsant und spannend finden. Wie wir uns dazu verhalten ist letztlich auch in diesem Fall eine Frage der Einstellung.

Copy 2006 / 2019 Martin Näf