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An Suse M., im Dezember 1991

Liebe Suse! Du bist im August nicht aufgetaucht, als ich dich erwartete ... und auch sonst kam kein Lebenszeichen mehr von Dir! - Ich fürchte, das bedeutet nichts gutes? Sag doch, Suse, wo steckst Du? Wo steckt Deine Seele - Dein Herz? - Ich habe das ängstliche Gefühl, dass Du leidest? ...

... Sprich Dich doch wiedermal aus! Du sprachst mit mir am Telephon vor ca. 4 oder 5 Monaten, erzähltest von der Wiederbegegnung mit einer alten Freundin, Ärztin, wenn ich mich richtig erinnere. Du hast damals bei ihr gewohnt -, ihr habt's miteinander versucht. Es war schon gleich zu Beginn intensiv, beladen, heftig, tief, so jedenfalls erinnere mich. Wie hat sich Euer gemeinsames Leben und Wohnen entwickelt? Bist Du noch bei ihr? - Da Du mir damals Deinen baldigen Besuch in sichere Aussicht gestellt hattest, habe ich keine Adresse aufgeschrieben. Ich hoffe, der Brief erreicht Dich noch, obschon die Rüte-Zeit wohl längst vorüber ist! - Ach Suse, ich fürchte Du hast es wieder sehr schwer? Oder wie deutlich mir sonst Dein Schweigen?

Was mich angeht, so krabble ich so voran. Heute eher müde und leer, antriebslos. Sonst oft ziemlich beschäftigt, umgeben – auch geliebt und gewollt - von Menschen etc. - Doch ich mag eigentlich nicht erzählen, solange ich so wenig über Dich weiss! - Es geht bei mir ohnehin immer wieder um ähnliches; oft um Arbeit, um Hoffnungen, Ziele - unerreichbare ...

Also Du Liebe, Gute! Raffe Dich auf und schreib mir mal, wenn's auch nur ein Zettelchen mit einer aktuellen Adresse ist!

Ich umarme Dich und schicke Dir viele Grüsse,